(Konferenz am 22. Und 23.Oktober 2012 im Jüdischen Museum Berlin)

Mehr Verantwortung für das kulturelle Erbe, so nannte sich diese Konferenz im Jüdischen Museum Berlin. Der Initiator Paul Klimpel (iRights) und der Geschäftsführende Direktor des Museums Börries v. Notz brachten nationale und internationale Experten zu einer Bestandsaufnahme zusammen.

Bibliotheken, Archive und Museen sind nicht nur Gedächtnisinstitutionen, welche Sammlungen von Dokumenten und Gegenständen, Publikationen oder Objekte bereitstellen und der Öffentlichkeit zugänglich machen oder präsentieren. In der alten ‚analogen Welt’ gab es dazu relativ wenig Probleme. Heute müssen sich Sammlungen aber einer sich permanent weiter entwickelnden Welt der Digitalisierung stellen, um nicht an Einfluss und Bedeutung zu verlieren.

Prof. J. Renn wies auf eine chinesische Konzeption hin, dass man das Erbe bewahren könnte, indem man es nicht fotografieren lässt. Auf der anderen Seiten gehen trotz Internet viele Informationen verloren, denen man durch intensivere Vernetzung und einer Zusammenarbeit – einer Co-Evolution von Standards und Tools Rechnung tragen könnte.

Zur Frage der Panoramafreiheit aller Gebäude, welche man von der Straße aus sehen kann, aber ob man auch fotografieren darf (eigentlich eine einfache Sache, sollte man meinen) berichtete Dr. Ch. Czyochowski. Ein 4 Jahre langer Rechtstreit über das Fotografieren von Gebäuden und Schlössern wurde jetzt an die EU verwiesen.

Die Vorstellung, Zugang per Internet zu allen Gütern zu haben und diesen auch für sich in jeder Hinsicht nutzen zu können, stößt auf die Abwehrmauer der Schutzrechte. Der Beitrag eines Teilnehmers, der forderte, dass alles, was Künstler schaffen, sollte im Netz frei zur Verfügung stehen soll, stieß auf Verwunderung. Zu Recht hielt RA Prof. Dr. Pfennig dem entgegen, wovon die Künstler leben sollten. Dies blieb ohne Antwort. Auch Ideen, dass Museen kostenfreien Zugang gewähren müssten, gingen an der Tatsache vorbei, dass diese generell unterfinanziert sind. Hinweise, Museen sollten ihre Objekte im Internet frei zur Verfügung stellen, damit man sich die Kosten zum Museumsbesuch sparen könnte, ignorierten neben anderen Argumenten, völlig die Tatsache, dass viele Objekte dem Urheberrecht unterliegen und es viel preiswerter ist, einen Katalog mit begrenzter Auflage zu erstellen. als alle Objekte im Internet weltweit (in unbegrenzter Auflage nach oben mit entsprechenden Kosten) zu präsentieren. Jede Abbildung kostet. Beim Katalog dagegen ist die Zahl begrenzt.

Die vielen Vorträge und Diskussionen über zwei Tage lassen sich in der Breite des Spektrums und der Qualität kaum in einer Kurzfassung darstellen. Die Konferenz hatte mit etwa 20 Beiträgen zu Themen wie Kultur und Vermarktung, kulturellem Erbe aller und Zukunftsmodellen, Visionen und Tabus nicht nur eine Bestandsaufnahme gegeben, sondern auch ermutigt, sich couragiert mit künftigen Entwicklungen auseinanderzusetzen. Wir Nutzer können mehr. Wir haben mehr Einflussmöglichkeiten, trotz scheinbarem Einfluss großer Organisationen im Netz, trotz nationaler und internationaler Rechtsvorschriften und wirtschaftlicher Interessen, wir haben es in der Hand, die Zukunft des kulturellen Erbes durch unsere engagierte Mitarbeit zur Gestaltung der Zukunft und mit unserem Votum maßgeblich mit zu bestimmen.

Rainer Kappe, Berlin