Unter diesem klugen Motto fand der 6.Leipziger Bibliothekskongress statt. Die Leipziger Messe ist ein hervorragender Platz für Bibliothekskongresse, die Raumaufteilung übersichtlich und gut ausgeschildert. Die Ausstellungen befinden sich neben den Tagungsräumen, so dass die Besucher, nicht nur schnell die Veranstaltungen finden, die sie besuchen wollen, sondern sie können auch die Pausen zweierlei nutzen. Für intensive Gespräche, die immer eine großen Rolle spielen, wenn sich nur zwei Kollegen treffen und gleichzeitig zur Information über alle Dienstleistungen, die das Leben und Wirken der Bibliothekare effizienter und noch bessern machen wollen, zur Entwicklung ihrer Rolle und Dienste. Gleichzeitig bot der Bibliothekskongress einen nahtlosen Übergang zur Buchmesse vom 17.-20. März.

Im Gegensatz zu manchen Erwartungen hatte sich der Kongress international und westlich ausgerichtet. Mit dem Beitrag von Sari Feldmann, der Präsidenten der ALA und besonders dem großzügigen Stand des US-amerikanischen Standes präsentierte sich die US-amerikanische Bibliothekswelt das erste Mal an hervorragender Stelle auf einem Leipziger Bibliothekskongress. Dies wurde unterstrichen durch die nachdenkliche und sehr fundierten Festansprache von Dr. Verena Metze Mangold, der Präsidentin der Deutschen UNESCO Kommission e.V. Ihre ausführliche Beschreibung der engen Zusammenarbeit mit der IFLA auf den Gebieten der Bibliotheks- und Kulturpolitik machte deutlich, wie wichtig dieser politische, auch internationale Rahmen für die Bibliotheksarbeit vor Ort ist. UNESCO, den meisten von uns nur gegenwärtig durch die alljährlichen Weihnachtskarten ist eine Weltumfassende Klammer und dieses sollte in Zeiten, in der uns die häusliche Politik in Atem hält,. nicht vergessen werden- Durch einen gesonderten Flyer hatte man auf die Bedeutung dieser Eröffnung aufmerksam machen wollen, der zweisprachig diesen Zweck wahrscheinlich erreicht hat. Unterstrichen wurde die Festlichkeit dieses Auftaktes durch Lieder gesungen vom MDR Rundfunkchor. Aber warum wurden Titel und Komponisten dieser Lieder nicht genannt. Keine Quellenangaben und dies auf der Eröffnung des Bibliothekskongresses !. Gerade Komponisten kämpfen mit allen Folgen der Digitalisierung, sie sollten auf jeden Fall genannt werden. Oder hatte man Angst vor der GEMA?

Eigentlich ist das Wort aus der bibliothekarischen Terminologie verschwunden, Leseförderung – theoretische Aspekte nannte sich der hochinteressante Blog an diesem Morgen des ersten Tages, am 14.3. Er verband sehr gut Theorie und Praxis, Forderungen der Schule und Beobachtungen aus dem Elternhaus. Wenn man heute immer wieder hört, wie Vorlesen und erste Leseschritte mit den Eltern für die späte Lesekultur des Menschen ausschlaggebend sind, dann kommt einem die in den 70er Jahren neu gebaute Kinderbibliothek neben dem Centre Pompidou, Paris in den Sinn, in der die Gegenwart von Eltern und Erwachsenen ausdrücklich ausgeschlossen war. Diese war nicht erwünscht. Glücklicherweise gab es damals schon Menschen, Bibliothekare und gleichzeitig Eltern, die auf diesen Unsinn aufmerksam machten.

Leseförderung wird das beherrschende Thema der nächsten Jahre und nicht nur wegen der mit dem Internet verbundenen Medienkompetenz, die bei den Jugendlichen immer noch schwächer ist, als man annimmt. Denn die Sprachförderung, der wichtigste Punkt der Integration wird nicht so leicht zu realisieren sein, wie man sich das vorstellt und die Bibliotheken sollten bei diesem Unterfangen eine wichtige Rolle spielen. Man mag nur auf einer der erfolgreichsten Kampagnen der ALA vor fast 40 Jahren hinweisen, als sie sich an dem umfassenden Kampf der US Regierung zur Reduzierung der Analphabetentums beteiligte.

Oralität und Schriftgesellschaft Formen der Leseförderung in mündlich geprägten Gesellschaften ein Projekt des Goetheinstitutes zusammen mit Abidjan und dem Senegal zeigt das Dilemma, westliche Schriftkultur in die afrikanischen Länder zu bringen. Der Hinweis auf die Rolle des Griot nur als Nachrichtenübermittler ließ die Kenntnis vermissen, dass diese Geschichten in die Musik, gerade der der Elfbeinbeinküste eingebettet sind und sich nicht so ohne weiteres von dem Text trennen lassen.

Es wäre außerordentlich bedauerlich, wenn durch solche Projekte dieser kulturelle Grund, und dies stellt die so überaus reiche Musik in Afrika dar, beschädigt würde und damit diese Projekte sich den Ruf einer neuen Kolonialisierung einhandeln würde. Es wurde nicht erwähnt, aber man hofft, dass dieses Projekt die Zusammenarbeit mit dem Zentrum in Hildesheim gesucht hat, das sich der Dokumentation afrikanischer Kultur widmet und auch die reichen Sammlungen des Phonogramm Archivs Berlin zeigen, wie außerordentlich bedauerlich ein Verschwinden dieser oral geprägten Kultur für die Musik ist, die wir alle bewundern.

Einen vergleichbaren, aber nur sehr leisen Vorwurf kann man einigen Referenten des R.T. Open Access machen. Man war Alice Keller, Zentralbibliothek Zürich sehr dankbar für ihren ehrlichen und klaren Bericht über die Nachhaltigkeit von Open Access Zeitschriften, wobei sie die sogenannte Nachhaltigkeit in den Rahmen von Ökonomie und Ökologie stellte. Wie auch aus dem Video Tutorials zu Open Access und Open Data und im APUC Offsetting Model in Progress deutlich wurde. kämpfen die Open Access Zeitschriften neben den Schwierigkeiten mit Archivierung, Lizenzierung immer noch mit der mangelnden Akzeptanz des wissenschaftlichen Klientel. Es sind in erster Linie die Institute, die Open Access Zeitschriften herausgeben und ihre sehr oft ehrenamtlichen Herausgeber kämpfen mit mangelnder Zeit und auch sehr oft mit finanziellen Problemen. Hinzu kommt, dass das gedruckte Wort immer noch den größeren Wert hat, d.h. der wissenschaftliche Autor sieht seinen Aufsatz lieber in print als online. Dieses schränkt ja auch den Einsatz des e-books und der online Veröffentlichung ein, ein langjähriges Problem.

Es ist aber ein Irrtum, wenn man meint, diese Hürde kann nicht überwunden werden. Politik und finanzielle Förderung werden auch hier den Ausschlag geben. Auf dem APE Kongress, Februar 2016 in Berlin wies dezidiert der Vortragenden der Max Planck Gesellschaft darauf hin, dass sowohl die DFG als auch die Leibniz Gesellschaft diesem Diktum folgen werden, dass die Wissensgesellschaften nur noch die Open Access Beiträge fördern wollen. Das würde bedeuten, dass nur noch hauseigene Bibliotheken oder Institute Printversionen der gedruckten Zeitschriften werden fördern können. Ob diese dann zusammen mit einer Open Access Version erscheinen, ist unklar aber wahrscheinlich.

Auch dieser Blog zeigte, wieviel ungeklärte Fragen und Probleme die Bibliotheken lösen müssen, wobei, wie auch erwähnt wurde, die Vergangenheit zwar Erfahrungen vermitteln kann, aber keine Lösungen, weil sich das Umfeld und die Lebenswelt wirklich so radikal verändert haben und verändern werden Schwere, aber auch spannende Zeiten für Bibliothekare.