Karlshorst war als militärisches Quartier der russischen Besatzung bekannt. Wussten Sie, dass Kafka 1916 sich dort ansiedeln wollte, wie er mit seiner Verlobten besprochen hatte? Am Montag, den 12.10 hatte der Anthea Verlag zur Karlshorster Abendgesellschaft eingeladen, zum Thema: Die Kunst geht nach Brot, dem bekannten Ausspruch Lessings. Es ging- ein sehr seltenes Thema in der heutigen Zeit – um die heutigen Lebensbedingungen von Kreativen- es ging um Kunst und Kultur im sozialen Umfeld. Wie werden Kunst und Arbeit entlohnt oder ist Brot Kunst? Wie sagte Bill Clinton It‘s economy stupid – das heißt alle Kunst muss sich verkaufen und gibt damit dem Ausspruch Lessings im gewissen Sinne Recht. Hier ist im Kernsatz der kulturelle Unterschied zwischen der deutschen und amerikanischen Kultur definiert. Während in Deutschland die kulturelle Förderung des Staates nicht der Daseinsvorsorge seiner Künstler gilt, sondern der Entwicklung von Bildung und Kreativität seiner Bürger, ist die Kultur und Kunst in den USA weitgehend dem Markt überlassen. Durch den Anteil von großen Stiftungen an der Entwicklung von Bildung und Kultur in Amerika, werden hier ähnliche Strukturen mit der Förderung von Kunst im 14. Jahrhundert, besonders in Italien, deutlich.

Die Gesprächsteilnehmer dieses Abends unter der freundlichen Leitung des Publizisten Dr. Martin Völker waren Ann-Luzie Pan und Giorgis Fotopoulos, gute Zeugen für die zunehmende Prekariatisierung der Kulturszene Berlins, die aus solchen Vertretern ihre Lebendigkeit zieht. Gioergis Fotopoulos zeichnete ein düsteres Bild der kulturellen Lage Griechenlands. Dieses Land führt mittlerweile keine Nachweise für die Schriftkultur. Die beschriebenen Einschnitte in die Bildung verbunden mit weitgehenden Kürzung des Staates stehen einer positiven Entwicklung Griechenlands im Wege . Ohne dass man dies im Augenblick definitiv weiß, kann dieses Ergebnis Europa noch schwer belasten, ähnelt es doch einer wie auch immer geplanten feindlichen Eroberung. Ann Luzie Pan ist unabhängige Autorin, was sich schöner anhört als es ist. Trotz unermüdlichen Fleißes und dem Aufbau eines eigenen Netzwerkes ist es ein Kampf Davids gegen Goliaths angesichts der überspannenden Netze großer Verlage, die auch als Lobbyisten und Juroren in den verschiedenen Fördergremien immer ihren Einfluss geltend machen.

Der Abend endete mit dem kreativ schriftstellerischen Umgang mit dem Essen. Die Schilderung eines italienischen FamilienFeiertagsessen ließ allen Teilnehmern den Magen knurren. Leider war dann die Bar geschlossen, so dass das anvisierte Glas Wein auch buchstäblich unter den Tisch fiel. Schade!!!

Was für eine Lehre, die“ Lange Weddinger Nacht der Musik“ wird sicherstellen, dass ihr dies nicht geschieht. Prüfen Sie, ob wir Wort halten www.simon-bw.de