Von Büchern sieben ist eines für Dich geschrieben! lautete ein Sprichwort zu jener Zeit, als jedes Buch, eine Kostbarkeit, von Anfang bis Ende gelesen wurde - vergleichbar dem heute mit den Genüssen aller Welt gedeckten Tisch mit einer Zeit, in der alles, aber auch alles, aufgegessen wurde. Wo ist dieses Buch, das für mich geschrieben ist? fragt man sich angesichts einer überbordenden Fülle von schönen, klugen, spannenden Büchern auf dieser Leipziger Buchmessen 2013. Es geht im Kern nicht um Buchevents, mögen sie noch so lustig, spannend und clever sein wie der Slogan Achtung Buch, sondern um dieses eine Buch für mich, sonst wäre Pascal Mercier Nachtzug nach Lissabon oder Carlos Ruiz Zafòn Der Schatten des Windes um den Friedhof der vergessenen Bücher nicht so geliebt und gelesen. Bot die Messe diese Begegnung mit diesem Buch/Autor? Ja, sie tat es, bisweilen dem Suchenden sich mühsam einen Weg bahnend in dem bunten Treiben. So die Biographie des Komponisten Hanns Eisler, ( I am a composer, not a hero) mit dem bezaubernden kleinen Lied vom Garten, das hintergründig das dornige Unkraut, die Emigranten neben dem satten Grün, das damalige Heimatland USA, mit Wasser tränkte. Wer wird sie je vergessen, die kleine ältere Dame, die fast weinend dem Autor Dr. Rainer Strzolka versicherte, so wie in seinem Buch sei es auch auf ihrem Arbeitsplatz gewesen, nachdem eine fast peinlich berührte, atemlose Zuhörerschaft den kritischen Gedanken zu Team-(un)fähig gefolgt war. Ein Buch, heiter und satirisch zugleich trifft es ein seiner gnadenlosen Kritik zunehmend die einem inhumanen Arbeitsalltag ausgelieferte Menschen.

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Leipzig als Brücke zu Ost- und Mitteleuropa ermöglichte wieder Begegnungen mit den Ländern Litauen, Lettland (wo war eigentlich Estland?) Serbien, Russland und dem kommenden EU-Mitglied Kroatien. Diese Begegnungen mit Ländern, deren großartig Erzählkultur immer noch zu wenig bekannt ist, man denke nur an die großen Dichter, die aus dem Donaudelta kamen, sind wichtige Pfähle in einer großen europäischen Literaturlandschaft. Die hohen Übersetzungskosten, bei den oft hierzulande hohen Kosten für Vertrieb und Vermarktung, halten viele Verlage davon ab, diese Literatur bekannt zu machen, und das betrifft nicht nur die Belletristik. Oder warten wir wieder auf Amazon, das auf die Veröffentlichung unbekannter Autoren setzt und diese dann mit einem hohen Aufwand vermarktet, so dass man sich ausrechnen kann, dass der Verleger Amazon auf seine Kosten kommen wird? Kooperationen könnten helfen, wie es in einem Gespräch mit dem Herder Institut Marburg angedacht wurde, ein Buch über deutsche Bibliotheken im jetzigen Polen und deren alten Bestände in einer Publikation zugänglich zu machen. Auch Traduki, german.traduki.eu, schafft durch seine Übersetzungshilfe ein Netzwerk von Autoren und Autorinnen, die sonst unbekannt blieben. Praktische Kulturarbeit mit allen Sinnen war die Aufführung des Stückes von Maxim Seloujanov, einem russischen Komponisten aus Wien, Demisaisonale Kollektion, für Kontrabass und Klavier. Wer den Künstler am Klavier und den Kontrabassspieler, einen russischen Studenten der Musikhochschule Münster, zusammen gesehen hat, weiß, dass so Zusammenarbeit aussehen soll. Die Vorstellung des Interviews mit dem des verstorbenen, heute überall in Nubien bekannten, Sängers Dahab zeigte, dass wir aus der Länderbetrachtung zur Begegnung mit einzelnen Künstlern oder Kreativen kommen müssen. Nach unendlichen verzweifelten Debatten um den Euro, dessen angebliche Rettung immer mehr Menschen in die Euroskepsis treibt, vermittelt die Büchermesse Leipzig jene wunderbare Gewissheit, in einem Kontinent zu leben, dessen kulturelle Vielfalt sich nicht nur im Besuch der Stände, sondern in lebendigen Begegnungen realisiert. Daher war die Messe Leipzig 2013 wieder das, was sie seit Jahren ist, ein Bücherfest, nein nicht nur ein Bücherfest, - ein Fest der Kulturen.