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Irina Emeliantseva (Klavier), Felix Ceunen,
Lukasz Klusek (Kontrabass)
Botschaften und ihre repräsentativen Gebäude werden vorwiegend als Räume ausländischer Mächte wahrgenommen. Sie spielen eine Rolle bei der Vergabe von Visa und stellen Passe für die eigenen Bürger aus. Der Direktor, der Botschafter, tritt in Erscheinung, wenn es politische Problem gibt, nicht als Teil der Lösung sondern als Teil irgendwelcher Maßnahmen, die vom Gastland eingeleitet werden.

Sie sollen eigentlich auch ihre Länder, deren Kultur und Wissen über deren Traditionen und Lebensstrukturen vermitteln. Dabei werden sie oft zu Büros der Tourismuswerbung, wobei das Land dahinter leider oft wage und unbekannt bleibt.

Belgien ist anders. Dieses kleine Land mit den zwei Nationen und daher der Flämischen Repräsentanz macht Berlin mit Kunst und Architektur und jetzt am 2.März mit der Neuen Musik bekannt. In einem beeindruckenden Interview wurde der flämische Musiker und Komponist Felix Joseph Ceunen dem Publikum mit seinem Stück für Kontrabass und Klavier,Eye-Oh, hervorragend gespielt von Lukasz Klusek und Irina Emeliantseva, vorgestellt. In dem hinreisenden Vortragssaal der Botschaft in einer freundlichen und herzlichen Atmosphäre konnten die Besucher aus Berlin den Künstler erleben, der auch durch seine Biographie beeindruckt. Als Praktiker spielte er lange Jahre die Tuba im königlichen Militärorchester und kam erst, nach dem Besuch einer Meisterklasse für Geige mit 52 Jahren, zur Neuen Musik. Sein Stück bezauberte durch moderne Stilführung auf einem manchmal aufblitzenden traditionellen Hintergrund und gefiel nicht nur dem Komponisten, der sein Stück hier in einer Vorführung ersten Mal hören konnte, sondern auch dem Publikum. Es gefiel sehr gut und dies kann leider selten von den Aufführungen neuer Musik gesagt werden, die beim breiten Publikum immer noch ein Schattendasein führt. Es könnte sein, wie der Moderator des Abends Art Oliver Simon sagte, dass diese Art der Komposition die Neue Musik aus dem Korsett bedingungsloser Modernität befreien wird. Es wäre nicht das erste Mal, wie das Werk des Komponisten Hans Joachim Hespos beweist (siehe Höre Hespos ISBN 978-3-940862-23-5), dass Praktiker und Autodidakten der Musik neue Wege weisen.
Mit diesem Konzert und dem Vorhaben, die Kunst ihres Landes in allen Facetten dem Gastland vorzustellen, geht die Botschaft einen neuen Weg von großer, um ein abgenutztes Wort zu gebrauchen, Nachhaltigkeit. In einer Zeit politischer Zentralisierung und einem weltweite gleichen Warenangebot sind alle Äußerungen der Kunst das letzte und große Abenteuer in Europa - und die Musik ist das größte unter ihnen.

Man kann der Botschaft nur herzlich danken für einen wunderschönen Abend in einer herzlichen und für das Land einnehmenden Atmosphäre, der vielen und nicht nur dem flämischen Komponisten unvergesslich bleiben wird.

(Erschienen in Double Bass, Pieces by the young generation. Kontrabass Werke der jungen Generation, Berlin 2012, ISBN 9783940862365 ISMN 9790700302061 und als Einzelausgabe ISBN978-3-940862-47-1 ISMN 979-0-700302-09-2)

bild 2Walter Moens, Repräsentant
der Flämischen Regierung)
bild 3 Felix Ceunen (im Zentrum des Bildes
bild 4Ceunen, Art-Oliver Simon
(Moderator, Komponist)