Wissenschaftskommunikation nannte das Japanisch Deutsche Zentrum sein Sympo-sium, das am Montag, den 10. Dezember 2012, hervorragend organisiert in Berlin in der Saargemünder Straße stattfand.

Das Thema war eigentlich keine Überraschung. Es hat seit Jahren einen Dialog über Informa-tionsverhalten und Informationskompetenz zwischen dem Verlag und japanischen Kollegen gegeben, wenn dieser auch in den letzten Jahren etwas eingeschlafen war. Diesem wichtigen gesellschaftlichen Thema hatte sich der Verlag in seinen Veröffentlichungen gewidmet:
Walther Umstätter – Zwischen Informationsflut und Wissenswachstum, Bibliotheken als Bil-dungs- und Machtfaktor in der modernen Gesellschaft (ISBN 978-3-940862-13-6), Ben Kaden – Library 2.0 und Wissenskommunikation (ISBN 978-3-940862-12-9), Ronald Kaiser – Library Success with web 2.0 services (ISBN 978-3-940862-32-7). Auch Ingo Caesars Social Web – politische und gesellschaftliche Partizipation im Netz (ISBN 978-940862-33-4) gehört zu den wichtigsten Büchern auf diesem Gebiet.

Faszinierend war die eindeutig politische Richtung, die das Thema auf dieser Konferenz er-fuhr. Nach Jahren der informationstechnologischen Euphorie auf internationalen Konferenzen, in denen Bibliotheken durch ein Telefon ersetzt werden sollten, die jedermann den Zugang zu den wichtigsten Informationen geben sollten und in der Präsentation unendlicher Da-tenbanken gipfelten, zog Dr. Atshushi Sunami, Politik- und Sozialwissenschaftler in Com-municating Future ein Résumé der Fukushima Katastrophe und zeigte die neuen Strategien auf, die die Regierung in Verbindung mit dem privaten Sektor in sogenannten Zukunftszent-ren umsetzen will. Die dreifache Katastrophe, die Japan durch den Tsunami, den Atomunfall von Fukushima und die darauffolgende Kernschmelze getroffen hatte, wurde der staunenden Welt übermittel. Denn gleichzeitig wurden die Folgen einer katastrophalen Informationspolitik sichtbar, in der die Politik nicht wusste, was sie preisgeben sollte (oder was ihr überhaupt bekannt war) und die Industrie nicht wusste, was sie preisgeben musste. Dabei wurde hier – wie auch in den folgenden Vorträgen – deutlich, wie sehr Informationspolitik und Informati-onskompetenz von der politischen Infrastruktur und den historischen Wurzeln abhängig sind. Dies zeigt sich auch in der öffentlichen Diskussion, die generell nach wissenschaftlichen Vor-trägen nicht erwünscht war und der in Japan jahrelangen Verquickung zwischen öffentlichen Ämtern und der Industrie, die Transparenz und positiver Kritik nicht dient.

Daher spielten die Frage: „Wie wird Wissenschaft der Bevölkerung kommuniziert und damit verbunden die Rolle des Journalismus?“ eine große Rolle bei den Vorträgen. Es ist eine Frage der Legitimation und auch der demokratischen Teilhabe, dass Aktivitäten der Wissenschaft mitgeteilt werden. Gerade auf dem Feld der Agrarwissenschaft und der Ernährung ist das Interesse der Bevölkerung in den letzten Jahren gewachsen und zunehmend von Misstrauen geprägt. So beantwortete der Vertreter von BASF auch die Frage nach Konsequenzen der Firma BASF nach eventuellen Umwelt- oder Giftskandalen, dass dann der Verrieb derlei Pro-dukte sofort eingestellt würde – ohne Rücksichten auf den jeweiligen Verlust.

Die Aktivitäten der großen Wissenschaftsgesellschaften in New Formats of Science Com-munication wurden an praktischen Beispielen von Frau Dr. Beate Langholf i.V. von Markus Weisskopf Wissenschaft im Dialog vorgestellt. Dazu gehören z.B. Ausstellungen, die die DFG zunehmend fördert, um große und wertvolle Sammlungen zugänglich zu machen, aber auch lange Nächte und z.B. ein Wissenschaftsschiff werden von der Bevölkerung fast immer begeistert aufgenommen. Aber auch hier wieder das alte Dilemma: Überspitzt ausgedrückt ist ein solcher Kommunikator, der diese Aufgaben übernimmt, gegenwärtig noch von der Wis-senschaft ausgeschlossen, wenn er nicht rechtzeitig den Absprung findet, was wiederum sei-ner Aufgabe als Kommunikator diametral entgegen steht, weil diese Aufgabe mit Kompetenz, Vertrauen und menschlichem Geschick in der Kommunikation verbunden ist. In den westli-chen Ländern wie Großbritannien und den USA werden hervorragende Dissertationen sehr oft zu guten „Sellern“. Bei einem kleinen Fachverlag, wie dem unsrigen, kommt es zu andauernden Diskussionen, weil Dissertationen in der von der Universität gewünschten Form oft nicht veröffentlicht werden können. Sie sind nicht lesbar und werden daher nicht gelesen – eine sehr schlechte Form der Wissenschaftskommunikation. Hier spielt dann der Journalismus eine große Rolle, sodass das gegenwärtige Sterben einiger allgemeiner Fachzeitschriften große Besorgnis hervorruft, da diese eine wichtige Rolle bei der Wissenschaftskommunikation spielen. Ob und wie der Wissenschaftsjournalismus überleben wird, weiß man heute nicht. Es steht aber fest, dass damit gute Strategen der Wissenschaftskommunikation wegfallen würden.

Auf dem Hintergrund dieser kulturellen und politischen Schwierigkeiten muss aber vermieden werden, dass die Formen der Wissenschaftskommunikation zur Bevölkerung zu einer Spiel-wiese neben dem Wissenschaftsbetrieb und der Forschung verkommen. Es würde das Gegen-teil erreicht und die Bevölkerung noch misstrauischer werden. Daher kann man nur befürwor-ten, was auch auf dieser Tagung definiert wurde, dass man einiges weder wissen noch voraus-sagen kann und es folglich auch zu verschiedenen Meinungen von Experten komme kann. Das ist nicht ambivalent sondern ehrlich und würde Vertrauen aufbauen, was heute bei Experten - runden und - meinungen oft vermisst wird.