Prof. Dr. rer nat Walther Umstätter ist tot. Er starb in den Armen seiner Frau am 6. März

Walther Umstätter war ein Zeitzeuge, wie sie jetzt allmählich von der Weltbühne abtreten. Geboren am 12. Juni 1941 im Königreich Rumänien wurde er als Kind Zeuge des dramatischen Umbruchs in Ost und Mitteleuropa, deren Folgen heute erst absehbar sind Er wurde wieder Zeuge der gewaltigen Veränderungen nach dem Fall der Berlin Mauer und übernahm 1994 das Rektorat an dem Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft der Humboldt Universität Berlin.

Walther Umstätter war Naturwissenschaftler , wie es seine wissenschaftlichen Biographie, Zwischen Informationsflut und Wissenswachstum Berlin 2009 beweist. Er erwarb 1970 an der FU Berlin sein Diplom und promovierte 1978. Von 1975 bis 1982 baute er die Online Literaturdokumentation an der UB Ulm auf, deren Grundideen der Serviceleistungen an akademischen Bibliotheken bis heute nichts von ihrer Relevanz verloren haben. Die UB war 1975 die einzige Universitätsbibliothek der Bundesrepublik mit einem weiblichen Direktor.

Die Übernahme des Instituts, für das er bis zu seiner Pensionierung 2006 verantwortlich war, war durch die personellen Änderungen und infolge personellen Verletzungen und Schwierigkeiten gekennzeichnet und daher oft nicht einfach. Der Untertitel seiner Autobiographie Bibliotheken als Bildungs- und Machtfaktor der modernen Gesellschaft ist sein Motto für die Bibliotheken und ihre soziale Rolle in der Community, möge es nun eine Universität, eine Stadt, ein Land oder eine Institution sein. Mit dieser Überzeugung legte er den Grundstein für das Buch von D. Lankes Erwarten Sie mehr, dessen Forderungen heute sogar in der kleinsten Stadtbibliothek zur Kennntnis genommen werden und von der Kulturstiftung der Länder in ihrem Jahresbericht im letzten Jahr als Motto benutzt wurde.

Walther Umstätter lud mich zu einem Lehrauftrag über europäisches und internationales Bibliothekwesen ein. Ich bin dieser Einladung gerne gefolgt und habe meine Kontakte u.a. zur Russland, Polen Kroatien, der Tschechischen Republik, Slowakei, Großbritannien und den Vereinigen Staaten dazu genutzt, Bibliothekare aus diesen Ländern unmittelbar zu den Studenten sprechen zu lassen.

In allen diesen Jahren war W.Umstätter ein von mir gesuchter Gesprächspartner und geduldiger Berater. Er ließ mich unmittelbar an seinen Ideen (auch Zweifeln) teilhaben, was sich auch auf die Betreuung der ausländischen Studenten auswirkte.

Dieser Gesprächsfaden und Kontakte rissen auch nicht ab, als er sich aus Berlin zurückzog. Die Besuche zusammen mit Dr. Bredemeier bei ihm waren immer von einem intensiven Austausch und herrlichem Kuchen der besten Kuchenbäckerin, die man sich vorstellen kann, gekrönt. Er veröffentlichte wiederholte in Password Online und in dem Sammelwerk Zukunft der Informationswissenschaft, das noch in diesem Jahr erscheinen wird.

Ich habe in meinem langen Berufsleben viele Bibliothekare aus den verschiedensten Ländern und Bibliotheken, jung und alt, manche weise und manche ein wenig töricht kennen gelernt. Das nie nachlassende berufliche und geistige Interesse, aber auch seine immer präsente freundliche Humanität waren Lichtblicke in meinem Leben. Ich werde sie vermissen. Ich werde Walther Umstätter schmerzlich vermissen, meine Gedanken werden zu ihm gehen und dabei mit ihm sprechen.

Seiner Frau, seiner treuen Begleiterin, die uns zu einer Freundin wurde, gilt unser tiefes Mitgefühl.

Elisabeth Simon, HonFCILIP