Siehe da! …im Puttensaal wird Lachenmann gespielt!!! Ein Leser der Bibliothek am Luisenbad traute seinen Ohren nicht. Aus dem wunderschönen, hell erleuchtenden Puttensaal der Bibliothek im Luisenbad im ehemaligen Arbeiterviertel Wedding. den das allgemeine Publikum so selten zu Gesicht bekommt, klang das Echo Andante von Lachenmann. Wer spielt da, fragte er die Angestellten der Bibliothek. Dort ist heute Abend eine Veranstaltung – und der Eintritt ist frei. Und so fand sich unser Besucher am Abend zu der Langen Nach der Musik ein – und dies war wunderschön wie ein Geburtstagsgeschenk war seine begeisterte Reaktion auf das Konzert dieser Langen Weddinger Nacht der Musik, zu dem sich ein für diese internationalen Künstler viel zu kleines Publikum eingefunden hatte. Aber man war aus Steglitz und Tempelhof gekommen und daher manchmal zum ersten Mal in dieser Gegend. Ein begeistertes Publikum, das staunend dem Gitarrenspielt (Prof. Jürgen Ruck. Würzburg ) lauschte, dessen libro primero del delphin den Palast Karls V vor den Augen erstehen ließ. Die neuen Kompositionen nach den Radierungen von Francisco Goya, mit der sehr informativen Einführung des freundlichen Künstlers übertrugen ein Hauch von Süden und Leidenschaft auf das Publikum, so dass die Pause bei einem Gläschen Wein sofort zu Gesprächen und der Kommunikation genutzt wurde. Musik, die große Kommunikationsmeisterin, öffnete die Herzen und eben auch die Lust am Gespräch Kein Zuhörer verließ diesen Konzertabend, der mit einem Programm von fast 5 Stunden echtes Zuhören forderte. Jonas Olsson jener Klavierspieler, der den Besucher schon am Morgen gefesselt hatte. faszinierte und bezauberte mit seinem Programm und seinem klaren, strukturierten Klavierspiel, das die Tiefen der Kompositionen ausleuchtete. Selten wurden die Kompositionen des Art Oliver Simon mit mehr Einfühlung gespielt, virtuos gestaltet, den wilden Passagen des manchmal unbändigen Temperaments dieses Komponisten gerecht werdend Wann hat man die Sonate C-Dur D. 840 so jenseits jeder Romantik gehört, die von tiefer existentieller Not sprach und darin immer wieder auftauchend tröstlich die Musik in ihren poetischen Passagen. Schubert als ein Wegbereiter der Neuen Musik ? Es mag sein oder auch nicht, die Sonate entließ das Publikum erlebt zu haben.

Johanna Weiss