Wie ein Häuflein der 7 Aufrechten mit ihrer so frech-bunten Fahne standen die Piraten vor dem Restaurant Kosmos mit ihrem Protest gegen die Gema und deren Gebührenpoltik, als die zahlreichen Mitglieder zu ihrem Mitgliederfest strömten. Bildhaft wurde hier das Scheitern einer Politik deutlich, von der sich so mancher Berliner vor Jahren endlich den Weg in eine digitale Verwaltung erhofft hatte. Der Antrag auf einen neuen Reisepass erfordert heute mehr Zeit als in vordigitalen Zeiten, so irreführend kann Politik sein, wenn sie auf die falschen Pferde setzt.

Die Gema nutzte die Versammlung der außerordentlichen und angeschlossenen Mitglieder zu einem knappen aber gut strukturierten Jahresbericht mit der Vorstellung der geleisteten Arbeit und der jetzt laufenden Projekte, wozu auch die Freischaltung des online Service für Mitglieder gehört. Wie so oft in unser online Welt ist das mit einer zunehmenden Arbeit der Nutzer verbunden, aber im Falle der GEMA auch mit einem Rückgang der Verwaltungskosten, was nur Zustimmung finden kann, da so mehr Mittel für die Ausschüttung an die Mitglieder zur Verfügung stehen. Nach einem dramatischen Rückgang der Musikindustrie in den vorhergehenden Jahren scheint es jetzt sogar zu einer leichten Erholung zu kommen. Trotzdem stand das große Problem youtube im Raum. Es ist nicht leicht zu vermitteln, dass die Einstellung auf diesen Markt umsonst ist. Der Produzent, in diesem Fall der Musiker zahlt mit seinen Daten, die youtube wiederum an andere verkauft. So stehen die Musiker vor dem Dilemma, auf der einen Seite ihre Produkte, ihre Musik, kostenlos zur Verfügung zu stellen, aber der anderen Seite daraus keinen direkten materiellen Nutzen zu ziehen und damit oft weiter zum Prekariat zu gehören, abgesehen von den hier auftretenden Urheberrechtsfragen. GEMA liegt mit Youtube vor Gericht und ist damit auf der gleichen Wellenlänge mit dem unstreitigen Sieger der Onlineverkaufswelt Amazon, der die in Deutschland eingeforderte Verantwortlichkeit für die von ihm verkauften Produkte ablehnt. 
Schon während dieser Generalversammlung wurden wir auf die mangelnde Vertretung von Komponisten aus der Region in den lokalen Sendern hingewiesen. Dieses hängt z.B- auch mit der von Berlin verfolgten Kulturpolitik zusammen. Wenn Botho Strauss, wie in der FAZ zu lesen, der Postmoderne fadenscheinige Intelligenz bescheinigt, so kann das in Berlin nicht verifiziert werden, weil Komponisten der Postmoderne hier schlicht nicht gespielt werden. Die xxxxzte Klanginstallation kann gehört und besichtigt werden, aber Komponisten dieser Zeit wenig bis gar nicht. Man hat immer wieder den Eindruck, die kulturelle Förderung dient dem Spass, dabei hat der Staat eigentlich nicht die Pflicht, seine Bürger zu unterhalten, sondern heute mehr denn je, Ideen, Kreativität und Klugheit zu fördern.

Der Mitgliederversammlung schloss sich das Mitgliederfest an, auf dem der Radiokulturpreis und der Fred Jay Preis verliehen wurde. Das Radio ist immer noch ein viel genutztes und beliebtes Mittel. Dass daher die Sender ausgezeichnet wurden, die sich der Sendung auch der neuen Musik widmen, ist gerade auf dem Hintergrund der bei der Generalversammlung aufkommenden Vorwürfe, sehr zu begrüßen. Leise Zweifel beschlichen einen bei der Vorstellung und Verleihung des Fred Jay Preises. Es mag ja als witzig empfunden werden, viele empfanden die Stuhl und Café -beschreibung der Jurysitzung für diesen Preis als schlicht albern. Leichtes Grausen stellte sich dann bei der Deklamation des Gedichtes am Ende der Veranstaltung von Kunze ein, da hatten sie uns wieder – die Schatten der 70er Jahre.

Aber sie verflogen – angesichts von Essen und Trinken bei einem heitereren Fest, bei dem man mit Leuten ins Gespräch kam, die man nicht kannte und das ist doch auch der Sinn eines solchen Festes- wir die Mitglieder- wo wurde es immer wieder betont.

Daher bleibt noch eine Frage, die nicht nur uns bewegt sondern unterschwellig auch bei den Veranstaltungen zu merken war. Warum leistet sich eigentlich die GEMA eine Unterteilung der Mitglieder, die eine fatale Ähnlichkeit mit dem preußischen Wahlrecht aufweist nämlich nach finanziellen Ressourcen. Je nachdem ist man ein ordentliches oder außerordentliches Mitglied. Wenn man sich die Förderungspraxis der öffentlichen Hand ansieht, auf die wir oben hingewiesen haben, dann fragt man sich, ob diese Unterscheidung noch zeitgemäß ist, allzumal ja auch das Jury(un)wesen nicht kritiklos hinzunehmen ist.

Die GEMA ist ein großer und mächtiger Verband , aber auch sie wird mit einem Generationenwechsel konfrontiert werden , sie sollte dieses Problem lösen, damit nicht länger eine Struktur zur Belastung wird, die auch ohne historischen Vergleich wie aus der Vergangenheit hineinragt.