Bibliotheken - von Anfang an Zukunft nannte sich der 104. Bibliothekartag in Würzburg, ähnlich dem Motto des 95. gemeinsam für die Zukunft ihrer Bibliothek . Und so ging es weiter. Nachdem Nr. 1 der b.i.t. Kongress News noch zum Abschneiden alter Zöpfe aufforderte, fragte Nr. 2 nach Neuen Kompetenzen, neuen Fähigkeiten und neuen gesetzlichen Regelungen. Damit stellte sich diese Berufsgemeinschaft den Forderungen, digitale Inhalte vermitteln zu können „ein Buch ist ein Buch“. Neue gesetzliche Regelungen sollen die Benachteiligung digitaler Medien und Techniken beenden. Mit der bevorstehenden Novellierung des Urheberrechts werden klare Formulierungen mit einer pauschalen Regelung zur Nutzung digitaler Werke im digitalen Zeitalter gefordert. Dem stehen viele Hürden entgegen, besonders die Klassifizierung eines E-Buches nicht als Buch sondern als Datenbank. Dies trifft besonders die Öffentlichen Bibliotheken, die beim Erwerb und Ausleihe elektronischer Bücher sehr eingeschränkt werden, wie der Bibliothekartag in Bremen gezeigt hatte. Dies widerspricht eigentlich dem Willen einer Regierung, die sich die Förderung der Digitalisierung der Bürger verschrieben hat. Die Zöpfe müssen also nicht nur bei den Bibliotheken oder Bibliothekaren gestutzt werden, sondern auch bei einer Regierung, die für Wissen und Forschung die Rahmenbedingungen vorgeben soll und dabei oft hilflos wirkt, wie der neueste Skandal bei der Vernetzung der Berliner Schulen zeigt, bei der wieder Millionen in den armen märkischen Sand versenkt wurden.

Mit invited sessions haben sich die bibliothekarischen Verbände wieder ihren Platz auf dem Bibliothekartag zurück erobert. Die Beiträge dieser Sitzungen müssen nicht die Evaluierung/Prüfung durch ein Komitee durchlaufen, sondern die Verbände können die Themen von sich aus vorgeben und Sprecher von sich aus einladen. Dies entspricht einer Forderung nach mehr Beteiligung, die schon auf dem 100. Bibliothekartag in Berlin virulent wurde. Frau Greifender feierte ihren Auftritt nach 5 Ablehnungen und auch wir können uns der Ablehnung vor vielen Jahren erinnern zu dem Thema Neue Netzwerke statt alter Verbände. Zugegeben damals war das richtig frech, aber relevant war es schon, wie die Gegenwart und damalige Zukunft gezeigt haben. Eine zündende Idee nannte sich die invited session am 26.5. Das Thema Innovation in Bibliotheken zwischen Hochschule und Praxis führten zu einer Diskussion, ob nichts praktischer ist als eine gute Theorie (Wimmer) oder ob die Freiheit der Forschung gegen die Dienstleistung für die Praxis steht (Hobohm)?Dabei beklagten die Referenten den mangelnden Spielraum für Forschung und Forschungsprojekte, sowohl wegen fehlender Mittel, Zeit und Anerkennung, was sich in der eigentlich blödsinnigen, aber doch immer wieder geforderten Relevanz für die Praxis deutlich wurde. Dieses ist kein neues Thema aber eines, das zunehmend- auch wegen der Orientierung auf die Zukunft wichtiger, ja brennender wird. Dabei muss die Bibliothekswissenschaft relevante Themen vorgeben, wobei uns der Vorschlag zwischen Bibliothekswissenschaft und Bibliothekswesen zu unterscheiden wenig hilfreich erschien, vielleicht schon deswegen weil der Simon- Verlag für Bibliothekswissen in 80 % aller Fälle seinen Namen in wesen umgewandelt sieht. Wie hilfreich eine gute Zusammenfassung aller Forschungsansätze sein kann, wurde ausgerechnet an dem so praktisch klingenden Buch Lydia Janotta: Mach Dich aus dem Staub, Staub und Schmutz in Bibliotheken von einem Teilnehmer unterstrichen. Und auch die Publikation zu hybriden Bibliotheken von Aike Schaefer-Rolffs untermauerte diesen Ansatz, der bei der Verbreitung des E-Buches in Verlagen und Bibliotheken Verbreitung finden wird. Karsten Schuldts fast liebevolle Bitte, sich an der Forschung zu beteiligen, Bibliotheken erforschen ihren Alltag gehört ebenfalls hierzu. Nach diesem zwar nicht düsterem,aber grauem Bild war die Nachricht von dem Antrag eines FID als notwendige Infrastrukturmaßnahme eine sehr gute. die von der Herzog August Bibliothek zusammen mit der Universitätsbibliothek Leipzig gestellt wird.

Diese Themen durchzogen den ganzen Bibliothekartag so auch die Sitzung der e- Zeitschriften Open Access in Open und mehr- welche Kanäle benötigen wir für die bibliothekarische Fachkommunikation im online Zeitalter, die online Zeitschriften vorstellten, wobei z.B. libreas jetzt schon ein 10jähriges Jubiläum feiern kann (Kaden) . Diese Zeitschriften leben von dem know how, den Enthusiasmus ihrer Herausgeber und einem Dilemma, das kurz umrissen die mangelnden Arbeitsmöglichkeiten ihrer hervorragend ausgebildeten jüngeren Redakteure und Herausgeber sind. Deshalb stehen wir auch dem Vorschlag , ein peer review inhaltlicher Art einzuführen, skeptisch gegenüber. Die internationale APE Konferenz im Februar dieses Jahrs in Berlin endete fast mit einem Skandal, als ein jüngerer Teilnehmer die These aufstellte, das das jetzige Peer Review junge Wissenschaftler ausschließt Daher muss dem Schreiben von Prof. Dr. Steinhauer in Kongress News Nr. 2 heftig widersprochen werden, der der zunehmend digitaler werdenden Bibliothek den Wunsch und die Möglichkeit zur Kommunikation abspricht. Schade, er hätte in Würzburg Mitstreiter gefunden, denen es gerade um Kommunikation – auch einer wissenschaftlichen geht.

Vor fast 8 Jahren erschien eine Arbeit der Fachhochschule Potsdam zum Thema Diversity Management, ein Thema, das auf dem Bibliothekartag in Dresden vielen Kollegen in Kollegen erstmal vorgestellt und erklärt wurde. Die erste Publikation von Wolfgang Kaiser, an der sich auch der Journalist Terkessidis beteiligt hatte, weckte großes Interesse im Buchbereich aber nicht bei Bibliotheken. Deshalb ist es sehr erfreulich, dass das Thema von der Fachhochschule Potsdam Hobohm weiter verfolgt wird, der auch eine gute Einführung in das Thema anbot. Der Verlag in seinem blog wissenundherrschaft.wordpress.com wird darüber berichten, denn mit der weiteren Publikation von Leyla Dewitz Diversität als Basis für Informationsgerechtigkeit wollen wir dieses Thema weiter verfolgen, das zukünftig besonders wichtig für das Management ist. Mit der radikalen Änderung der Community durch die Flüchtlinge, deren Folgen wir heute noch gar nicht abschätzen können, wird Kenntnis der Diversität Voraussetzung für den Dienst, den die Bibliotheken anbieten wollen. Trotzdem sind wir den Kollegen sehr dankbar, die von dem Diversität Alter absehen wollten, ist es doch ein Merkmal, das uns alle betrifft – zu gut sind uns noch die Verbote eines 6jährigen Mädchens, das nicht Bücher ausleihen durfte, die für 12jährige gedacht waren, im Gedächtnis , aber das sind nun glücklicherweise einige Dekaden vergangen. Aber leider enden heute auch viele gute Ansätze für eine altgerechte Versorgung auf welchem Gebiet sie angeboten werden, in einer indirekten /oder auch direkten Diskriminierung und würden damit den durch die Diversität erarbeiteten Ansatz zerstören., Die Ausstellungen waren gut präsentiert und wurden durch Vorträge und Materialien unterstützt, also ein Marktplatz zur Orientierung und Dialog, wenn er denn gewünscht wurde. Die Nationalbibliothek von Quatar war edel vertreten, auch in den jedem Besucher mitgegebenen Unterlagen. Sie trug wesentlich zu lebhaften Gesprächen bei, tat sie doch etwas, was völlig ungewohnt ist, sie bot Arbeitsplätze an.

Gemeinsam in die Cloud betitelte OCLC seinem Vortrag – alle für einen- keine Euphorie, aber eine Zukunft, die längst begonnen hat und die von allen ein neues Denken erfordert. Einer alternden Gesellschaft mag dies schwer fallen, wie man an den mangelnden Vorgaben einer Regierung sieht, für die Bibliotheken immer noch Ausleihstationen sind- leider auch für die bestimmenden Gremien der EU. Desto dringender ist die Forderung, Leitplanke, Unterstützung bei dem Neuen Denken zu sein. Eine große Aufgabe für die Ausbildung. Aber der richtige Anfang für die Zukunft.