Der Simon-BW- Verlag wird in diesem Jahr zehn Jahre alt. Das ist nicht alt. Er ist immer noch der Benjamin im Vergleich zu vielen älteren und größeren Verlagen. Wir wollen auch die Schwierigkeiten kleiner selbstständiger Verlage durch keinen Bericht unseres Kampfes ums Überleben ergänzen, sondern wir wollen dem Fundus unserer Arbeit, unser Zentrum, unsere Überlebensbasis, den Quell unserer Freude in unserer täglichen Arbeit in den Mittelpunkt dieser Chronik stellen, unsere Autoren.

Obwohl Verlage wie de Gruyter, b-i-t und andere. wie Fachhochschulen und Universitäten den Bedarf an Fachliteratur abdeckten, sind Forschungsergebnisse und Projekte der Bibliotheks- und Informationswissenschaft in der Bundesrepublik nicht so verbreitet wie in den angelsächsischen Ländern und den nordischen Staaten.  Dieses zeigen schon die Zitate deutscher Bibliothekare in Veröffentlichungen, deren Mehrzahle aus angelsächsischen Quellen stammt. Wir wollen aber dieser Frage und der Suche nach den Gründen nicht weiter nachgehen. Wir wollen unserer Autoren vorstellen und feiern.  Alle Autoren werden kurz auf der Webseite des Verlages vorgestellt, so dass jeder mit ihnen Kontakt aufnehmen kann, ein desiderat, das trotz der mannigfachen Möglichkeiten des Internet immer noch zu wenig genutzt wird.

Aus der Basis der internationalen Erfahrungen wählte der Verlag Bibliotheks- und Informationswissenschaft als seine Eigenschaft als Fachverlag, fügte dem aber Zeitzeugen, Dokumente und Spuren hinzu, die eine Bibliothek als Zentrum der Kommune vorhalten sollte. Da Musikgeschäfte, besonderes für  Neue Musik aus dem Leben dieser Stadt fast völlig verschwinden, entschloss sich der Verlag, Werken junger Komponisten eine Heimat zu geben.

Eine große Anzahl der Autoren veröffentlichten nicht nur Fachbücher sondern ergänzte diese durch biographische Schriften, die Hintergrund vermitteln und damit die Fachbücher zu einer spannenden Lektüre machen. Dazu gehört Walter Umstätter, dessen Buch, Zwischen Informationsflut und Wissenswachstum, Bibliotheken als Bildungs – und Machtfaktoren der modernen Gesellschaft jenseits vom elektronischen Handling von Informationen nichts von ihrer Brisanz verloren haben. Willi Bredemeier: Zukunft der Informationswissenschaft- hat die Informationswissenschaft eine Zukunft erhält durch Der andere Heimatroman einen Erfahrungsrahmen, der den zukünftigen Perspektiven eine große Lebenswahrheit verleiht. Rainer Strzolka, machte mit Das Internet als Weltbibliothek (vergriffen) auf ein Phänomen aufmerksam, das uns heute in Atem hält, Fälschungen und fake news , dem sich die jungen Autoren, Stefan Hauff- Hartig und Eli Johannes Panskus gewidmet haben angeführt von ihrem Lehrer Stephan Büttner, der mit Die digitale Transformation in Institutionen des kulturellen Gedächtnisses mitten  in die kommende Diskussion trifft. Wie sehr unsere Kultur bedroht ist, hat Rainer Strzolka schon in Der Kulturzerstörer, ein Held unserer Zeit beschrieben, zu einer Zeit, als die politische Dimension dieser Bedrohung noch keine Rolle spielte. Wie stark ethische Fragen auch die Bibliotheken und besonders die Informationsvermittlung beeinflussen können, haben die polnischen Wissenschaftler Z. Gebolys und J. Tomaszyk Library Codes of Ethics worldwide aufgezeigt, der auf der Befragung zahlreicher internationaler Verbände beruht und heute wieder in die vordersten Reihen der Diskussion rückt. Karsten Schuldt hat nach internationalen Vergleichen versucht, der Stellung der Bibliotheken als Bildungseinrichtungen gesellschaftliches Ansehen zu geben, das er auch mit einem Plädoyer für Projektarbeit zu untermauern versuchte. Er lehrt heute in der Schweiz.

Die Bibliothekspolitik ist in den Vordergrund des Focus gerückt, wenn auch nicht in dem Maße, wie es sich die genannten Autoren gewünscht haben. Das änderte sich mit der Übersetzung von David R. Lankes durch den großen Einsatz von Hans-Christoph Hobohm  Erwarten Sie mehr --.wie sich Bibliotheken unersetzlich machen. Unterstrichen wurde das leidenschaftliche Plädoyer des Autors, das auch die deutsche Fachwelt mitriss durch einen persönlich gehaltenen Brief der im Frühjahr/Sommer 2018 in der Veröffentlichung der Kulturstiftung des Bundes abgedruckt wurde. Der run auf dieses Buch bis in die kleinste Kommune, die sonst nicht durch sehr aktive Förderung ihrer Bibliotheken bekannt sind, zeigt den Willen der Bibliothekare, Diener ihrer Community zu sein, wenn es möglich ist.  

Das gehört nicht zur DNA der Bibliothekare wie der schon 1922 erschienene Katechismus der Bücherei  von Paul Ladewig zeigt,  der von Ronald Kaiser mit einem Vorwort von Heinz Buchmüller 2011 neu aufgelegt wurde. Der sogenannte Richtungsstreit, zu dem auch P. Ladewig zu rechnen ist, hat über Jahrzehnte die Entwicklung der Bibliotheken in Deutschland bestimmt und  letztendlich auch die Ausprägung der Bibliotheken in der DDR, wie sie Hans Peter Müller in Umerziehung durch rote Bibliotheken,  SED-Bibliothekspolitik 1945/46 bis zum Ende der 1960 er Jahre aufzeigte. Diese Kluft zwischen Selbstverständnis von Bibliotheken und dem fehlenden öffentlichen Interesse einer Demokratie führte auch zum Niedergang des Deutschen Bibliotheksinstituts und seiner Schließung vor nun über 20 Jahren.  Die akribisch aufbereiteten Quellen durch Helga Schwarz dokumentieren den fehlenden Willen aller Beteiligten, das  Bibliotheksinstitut zum Vorteil der Bibliotheken zu erhalten und fördern.

So fehlte dem Bibliothekswesen eine zentrale offizielle Bündelung der Aktivitäten. Es waren und sind einzelne Player, die mit neuen Strategien und Projekten die Entwicklung antrieben. Dazu gehörte, anfänglich als die ersten Digitalisierungsprojekte die Bibliotheken drohten zu überwältigen Aike Schaefer-Rolffs, Hybride Bibliotheken, Navigatoren in der modernen Informationslandschaft. Christiane Müller, Bücher leihen, Ideen teilen, Bibliotheken in der Sharing Economy will ein altes Konzept der Bibliotheken dem modernen Leben anpassen das sharing  mehr als  Besitz in den Mittelpunk stellt. Maria Kabo beschrieb schon 2008 in Die Bibliothek als Integrationsfaktor Bibliothekdienste für Migranten. Leyia Dewitz: Diversität als Informationsgerechtigkeit, Anna Knoll : Kompetenzen  von Information Professionals in Unternehmen und ganz praktisch Schreibwerkstätten für Jugendliche von Renate Zimmermann: Feuerwerk der Fantasie. Eine Bibliothek muss ansprechen auch im Äußeren, Lydia Janotta. Mach dich aus dem Staub Staub und Schmutz in Bibliotheken. Wie und wann bekämpfen?

Auch wenn wir hier aus Platzgründen nicht alle Autoren unseres Fachgebietes vorstellen und feiern können, die engen Verbindungen mit den meisten von ihnen sind uns wertvoll und ein Pfund, mit dem wir wuchern können. Es sind nicht nur die führenden Köpfe des Faches, es sind junge aufstrebenden Bibliothekare und Informationsfachleute, denen wir gerne die Gelegenheit geben, ihre Ideen und Erfahrungen darzustellen und öffentlich bekannt zu machen. Dieses Potential wird zur Entwicklung der Bibliotheken und damit unserer Demokratie entscheidend beitragen, mehr als den meisten der Funktionsträger heute bewusst ist.

Deshalb wollen wir mit einigen Beispielen unserer Zeitzeugen und Spuren enden, die wir in Dokumenten bewahren. Eine politische Führung bestimmt durch Regeln und Gesetze unser Leben. Wir aber werden durch Erfahrungen geprägt, die unserm Handeln zu Grunde liegen. Daher verfolgen Menschen in ihrem Leben Ziele, die die Zukunft entscheiden, ohne dass ihnen das oft bewusst ist. Diese Schicksale können uns anrühren und unseren Alltag stark beeinflussen-. Die Aphorismen und Betrachtungen eines Berliner Zeitzeugen in Reinhold Grothe: Lebensworte eines Liebenden rührt an, da hier ein Mensch in einer Weise an Berlin und einigen Vertretern leidet, wie wir es heute nachfühlen können. Auch Hubert Grabitz : Freud unterm Protokoll zeigt den Kampf Freuds um die Anerkennung seines Faches mit Hilfe eines Freundeskreises, dem der Faschismus und die Vertreibung  Freuds nach Großbritannien ein schreckliches Ende zu bereiten drohte. Das Tagebuch des Klaus Seckel mit einem Vorwort von Susanne Brandt steht dem Tagebuch der Anne Frank nahe und beschreibt  Anfang und Ende einer Kindheit an der Quäkerschule Eerde (1937-1943 )

Musikerbiographien erschließen uns die Musik, Höre hespos ein Gespräch zwischen Hans- Joachim Hespos und Tobias Reiser macht die Musik dieses modernen Komponisten erlebar und erfahrbar. Damit ebnet sie nicht nur den  Weg zur Musik von Hespos sondern auch zur Neuen Musik. Das ist wertvoll bei einer Musik, die mehr und mehr ins Abseits gestellt wird. Auf tragische Weise wird man sich dessen bewusst bei Manfred Reichert:  Fremder Ort Heimat. Manfred Reichert und das Ensemble 13. Eine Spurensuche. Dass Buch stellt M. Reichert vor, der im beispiellosen Engagement und Besessenheit die Neue Musik und ihre Komponisten in Deutschland einführte, begleitet von einem begeisterten und lebhaften Medienecho. Er war fasziniert von der Neuen  Musik und ihren Vertretern, die heute zu den Klassikern gehören.Diese Faszination vermittelte er nicht nur seinem Ensemble sondern sie sprang auch auf seine Zuhörer über. M. Reichert ist an einer schrecklichen Krankheit gestorben, kurz nach dem Erscheinen des Buches. Es gibt für ihn keinen Nachfolger.

Wir kennen alle unsere Autoren und sie kennen uns, wie es die vergangene Weihnachtszeit wieder auf überwältigende Art gezeigt hat. Nur eine ist anders aber das werden wir ertragen.